Schach auf höchstem Niveau: Simultanschach mit Schach-Großmeister
Dr. Robert Hübner im Ergoldinger Bürgersaal.
Schach-Bezirksverband Niederbayern feierte 80-jähriges Bestehen
mit gelungener Großveranstaltung. GM Hübner gewinnt 36,5-4,5.
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Mit einer Schach-Simultanvorstellung an 41 Brettern feierte
der Schach-Bezirksverband Niederbayern am Samstag ,den 11.2 2006
ab 13.30 im Bürgersaal in Ergolding sein 80-jähriges Bestehen.
Die deutsche Schachlegende Schach-Großmeister Dr. Robert Hübner,
zurzeit noch die aktuelle Nr. 2 der deutschen Schach-Elo-Rangliste,
gab in dieser Großveranstaltung eine Demonstration seines Könnens
und zeigte sich entgegen seinem Image als ungewöhnlich
medienoffen. Zahlreiche namhafte und gute Schachspieler aus ganz
Niederbayern wollten sich bei diesem Event mit dem Großmeister
messen, der in der ersten Bundesliga beim
Meisterschaftsmitfavoriten OSC Baden-Baden als bester deutscher
Großmeister aufgeboten ist. Der Wettkampf endete schließlich 36,5-4,5
für den Schach-Großmeister aus Köln. Der Vorsitzende des
Schach-Bezirksverbands Niederbayern Klaus Kreuzer konnte bei
seinem Grußwort zu Beginn neben den Spielern auch zahlreiche
interessierte Zuschauer und den Bürgermeister der Marktgemeinde
Ergolding begrüßen. In seinem Grußwort verwies er darauf, dass
der 80-jährige Geburtstag des Schach-Bezirksverbands
Niederbayern am optimalsten mit einer derartigen Groß-Schachveranstaltung
gefeiert werden kann. Vor 80 Jahren habe die erste Versammlung
des Schach-Bezirksverbands Niederbayern in Plattling
stattgefunden. Von da an sei der Schach-Bezirksverband nach einem
Ausspruch der Gründungsväter stetig floriert, gedeiht und
gewachsen. Mit Schach-Großmeister Dr. Robert Hübner sei ein würdiger
Gegner gefunden worden. Der 1976 an der Uni Köln promovierte
Papyrologe gilt als bester deutscher Schachspieler seit Emanuel
Lasker. 1980 stand Hübner sogar auf Platz drei der Weltrangliste
hinter Karpov und Kortschnoi. Vier Anläufe auf die
Weltmeisterschaft wurden unternommen und drei Mal erreichte Hübner
das Kandidatenturnier; doch 1981 scheitere er im Kandidatenfinale
an Viktor Kortschnoi, 1983 im Viertelfinale durch Lospech an
Wassili Smyslow und 1990 im Achtelfinale an Jan Timman. Hübner
war eine langjährige Stütze der deutschen Nationalmannschaft
und begleitete Nigel Short als Sekundant zu seinen Kandidatenkämpfen
und 1993 zu seinem Weltmeisterschaftskampf gegen Garri Kasparov
in London. Mit der SG Aljechin Solingen 1868, dem FC Bayern München
und der SG Köln-Porz wurde er mehrmaliger Deutscher
Mannschaftsmeister und mit dem SG Solingen 1976 und 1991 und mit
dem FC Bayern München 1992 und 1993 sogar Europapokalsieger.
1999 konnte er nochmals den deutschen Meistertitel erringen. Maßgeblichen
Anteil hatte er in der deutschen Nationalmannschaft auch am
Gewinn des dritten Platzes 1989 bei der Europameisterschaft in
Haifa und der Silbermedaille bei der Schacholympiade 2000 in
Istanbul. Beim Dortmunder Superturnier der Großmeister 1992
gelang ihm sogar ein glanzvoller Sieg gegen den damaligen
Weltmeister Garri Kasparov. 2001 verpflichtete der ehrgeizige
Zweitbundesligaaufsteiger SK Baden-Oos die damalige Nr 3 der
Deutschen Elo-Rangliste GM Hübner und sorgte am Deutschen
Schachspielermarkt für Aufsehen. Hübner spricht mehrere
Sprachen und verfasste zahlreiche Schachbücher, die geradezu an
wissenschaftliche Abhandlungen erinnern, aber auch einen Schuss
Selbstironie beinhalten wie vor allem seine fünfundzwanzig
feiste Fehler³ zeigen. Hübner gilt als einer der besten und gründlichsten
Schachanalytiker. Zurzeit spielt Schach-Großmeister Hübner beim
OSC Baden-Baden nominell auf Brett neun als bester Deutscher,
wurde aber bereits mehrmals auf dem vierten Brett eingesetzt und
führt mit dem OSC Baden-Baden die Tabelle der 1. Bundesliga
souverän an. Er ist die aktuelle Nr. 2 der deutschen Elo-Rangliste
und auf Platz 71 der Weltrangliste, womit er der älteste Spieler
unter den Top 100 der Welt ist. Entgegen seinem Image,
medienscheu zu sein, zeigte sich Schach-Großmeister Dr. Hübner
am Samstag der Presse und dem Fernsehen gegenüber als äußerst
medienoffen. Berührungsängste mit einer lebenden Schachlegende
brauchte man also nicht zu haben. Ergoldings Bürgermeister als
Schirmherr gratulierte dem Schach-Bezirksverband Niederbayern
ebenfalls zu seinem 80-jährigen Bestehen und erwähnte besonders
die Erfolge der Ergoldinger Schachjugend. Durch das Bürgerhaus
unterstütze der Markt die Schachabteilung des FC Ergolding unter
der rührigen Führung ihres Abteilungsleiters Eckart Dietl und
des Jugendleiters Helmut Gmeinwieser. Nachdem sich Schach-Großmeister
Dr. Robert Hübner noch ins Goldene Buch des Marktes Ergolding
eingetragen hatte, konnte die Simultanschachveranstaltung starten.
Mit einer erstaunlichen Schnelligkeit absolvierte der Großmeister
die ersten Züge und das Match dauerte immerhin bis 20.35 Uhr,
ehe die letzte Partie unter dem Beifall der zahlreichen Zuschauer
beendet werden konnte. Die Bilanz schließlich des anstrengenden
Schachmarathons: 36 Partien hatte Schach-Großmeister Hübner
gewonnen, drei Partien endeten unentschieden (gegen Jugendspieler
Dminic HolznerWaldemar Golder (FC Ergolding), Werner Schubert (TV
Geiselhöring) und Dietmar Weidlich (SC Adlkofen), drei Partien
endeten siegreich für die Niederbayern (Andreas Strangmüller
und Thomas Wolloner (beide SK Landshut) und Fidemeister Patrick
Bensch (SC Pfarrkirchen). Alles in allem war es eine gelungene
Veranstaltung, die den meisten als besonderes Erlebnis
sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Bericht von Erich Kreilinger