Wegscheid (ob). Dieses Ereignis geht in die Annalen der Adalbert-Stifter-Volksschule Wegscheid ein: Als bundesweit erste Schule verlieh ihr der Deutsche Schachbund das Qualitätssiegel Deutsche Schachschule. Die zwei Jahre lang gültige Auszeichnung nahm Lehrer Georg Obermaier als Leiter der Arbeitsgemeinschaft Schulschach entgegen. In den Bewerbungsunterlagen musste die Schule die Erfüllung von sieben teilweise sehr anspruchsvollen Kriterien nachweisen.
Die Verleihung fand in der festlich
gestalteten Aula der Schule vor 250 Besuchern statt. Die
Bevölkerung der Marktgemeinde war in großer Zahl gekommen,
ebenso die Vertreter verschiedener Verbände, Vereine und
Körperschaften. Im Rahmenprogramm inszenierten die Schüler das
Schachgedicht von Eugen Roth und präsentierten kostümiert die
einzelnen Schachfiguren. Unter Leitung von Irene Schurm gab der
Schulchor in schachbezogener Schwarz-Weiß-Kleidung die
Uraufführung des Wegscheider Schachlieds zum Besten. Die
9-jährige Eva Kristl brillierte mit einem gefühlvollen Vortrag
auf der Violine und eine Flötengruppe zeigte eindrucksvoll, dass
die Adalbert-Stifter-Volksschule Wegscheid mehr noch als eine
anerkannte Schachschule ist.
Schulleiter Rektor Helmut Lallinger äußerte sich in der Begrüßung erfreut über die in der Bundesrepublik einmalige Auszeichnung seiner Schule. Man wolle den vielen Gästen einen kleinen Einblick vermitteln, welchen Stellenwert hier das Schachspiel hat. In 15 Jahren Arbeitsgemeinschaft Schulschach habe AG-Leiter Georg Obermaier 555 Kinder in die Geheimnisse des Königlichen Spiels eingeführt und dabei einerseits spielerisch erziehliche Ziele vermittelt wie die Freude am Lernen, am eigenen Durchhaltevermögen, sowie die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen. Andererseits würden im Schulschach aber auch Schlüsselqualifikationen wie das systematische Denken, das räumliche Vorstellungsvermögen und die Kreativität trainiert.
Georg Obermaier habe es die Adalbert-Stifter-Volksschule Wegscheid zu verdanken, dass sie als erste Schule der Bundesrepublik Deutschland das Prädikat Deutsche Schachschule verliehen bekomme. Er habe durch sein unermüdliches Engagement, seine Kreativität und auch durch sein Vorbild Herausragendes geleistet, nicht nur für die Schule, vielmehr auch für jeden einzelnen der ihm anvertrauten Schülerinnen und Schüler.
Die Verleihungsurkunde überreichte der Vorsitzende der Deutschen Schulschachstiftung Walter Rädler, Vaterstetten. Bei der Ausschreibung des Wettbewerbs sei es dem Deutschen Schachbund gezielt darum gegangen, das rein schulische Engagement für das Schachspiel außerhalb der Vereine anzuerkennen, so Rädler. In Wegscheid kämen die Schulanfänger ganz ohne Vorkenntnisse zum Schulschach und lernten das Spiel von der Pieke auf. Als Landesschulschachreferent sei er persönlich stolz darüber, dass die erste Verleihung nach Bayern gefallen sei.
Mit sieben anspruchsvollen Kriterien für die Verleihung der Auszeichnung habe der Deutsche Schachbund die Messlatte sehr hoch gesetzt. Es gehe um die Räumlichkeiten und das zur Verfügung stehende Material, die Regelmäßigkeit des Schachunterrichts und die Anzahl der Teilnehmer, die Beteiligung an Meisterschaften und Turnieren, die Qualifizierung des AG-Leiters und seiner Mitarbeiter, das Angebot außerhalb der AG, ihre Außen- und Innendarstellung und ihr soziales Engagement. Wegscheid habe alle Kriterien mit Bravour erfüllt. Die 250 Seiten starken Bewerbungsunterlagen aus Wegscheid bezeichnete die Bundesschulschachreferentin, Kirsten Siebart, Stadtilm in einer E-Mail als ausstellungsreif. Sie liegen deshalb in der Berliner Geschäftsstelle des Deutschen Schachbunds für alle Besucher zur Einsichtnahme auf.
Mit Lob und Anerkennung sparten auch die Gastredner nicht. Stellvertretender Landrat Günther Kohl sprach von einer sensationellen Leistung, vom hohen Bildungswert des Schachspiels und von einem Aushängeschild für die Schule. Bürgermeister Josef Lamperstorfer zitierte Jean Paul: Außer der Philosophie weiß ich kein so gutes Treibmittel des Gehirns, als höchstens das Schach. Schulamtsdirektor Anton Wolfer bezeichnete Obermaier als den Spiritus rector und Motor des Schulschachs, lobte die gute Zusammenarbeit mit den Schachvereinen und sprach von einem Beispiel dafür, wie sich eine Schule profilieren kann. Gottlieb Kutschera vom Schachbezirk Niederbayern prophezeite, die jetzigen Schüler würden als erwachsene Menschen ihrem Lehrer dankbar sein, dass er ihnen mit dem Schach eine unerschöpfliche Quelle sinnvoller Freizeitbeschäftigung erschlossen habe.
Bericht von Georg Obermaier
Bildergalerie
Schachlehrer Georg Obermaier mit der
Verleihungsurkunde. (Foto Hofbauer)