Bayerische Schnellschach-Einzelmeisterschaft 2022 - aus niederbayerischer Sicht

Moritz Stöttner (SK Landau-Dingolfing) belegt sensationell Rang 3

 

Am 18. und 19.06.2022 fand im Gasthof Höhensteiger in Rosenheim die bayerische Schnellschach-Einzelmeisterschaft 2022 statt. Bei 9 Runden im Turniermodus Schweizer System kämpften insgesamt 19 Schachfreunde aus ganz Bayern um den Titel "Bayerischer Schnellschach-Einzelmeister 2022". Aus Niederbayern nahmen fünf Schachfreunde teil, im Einzelnen: Lukas Stöttner (SK Landau-Dingolfing, 2. Platz Niederbayerische Schnellschach-Einzelmeisterschaft 2022), Philipp Biedenkopf (SK Passau 1869, 3. Platz), Simon Staudinger (SV Deggendorf, 4. Platz, Ersatz für den abwesenden 1. Platz), Moritz Stöttner (SK Landau-Dingolfing, Wildcard des BSB, 6. Platz) und Karl-Heinz Jergler (SC Rottal-Inn, qualifziert über Platz 5 bei der bayerischen Schnellschach-Einzelmeisterschaft 2020). Die fünf Niederbayern-Vertreter erlebten dabei ein sehr unterschiedliches Turnier.

Für Simon Staudinger war schon vor dem Turnier abzusehen, dass ihm in dem Klasse-Feld eher die Außenseiter-Rolle zugedacht war, und so sollte es auch kommen. Unkonzentriertheiten am ersten Tag gepaart mit Unvermögen am zweiten Tag, Stellungen besser auszunutzen, machten in der End-Abrechnung bei einem Spielfrei-Punkt 2,5 Zähler aus 9 Runden, womit er sich bei über 30 Grad Celsius Außentemperatur am zweiten Tag die rote Laterne sicherte.
Für Karl-Heinz Jergler verlief das Turnier im Vergleich zur Auflage 2020 ebenfalls ernüchternd. Nach eigener Aussage kämpfte er nicht nur mit so manchem Stellungsproblem auf dem Brett, sondern auch mit der Uhr bzw. zutreffender mit der Bedenkzeit. Bei einem Spielfrei-Punkt reichte das nur für 3,5 Zähler aus 9 Runden, was in der Endabrechnung Platz 15 bedeutete.
Viel besser verlief das Turnier für die Nachwuchs-Hoffnungen Philipp Biedenkopf, Lukas Stöttner und Moritz Stöttner.
Für Philipp Biedenkopf verlief die Auftaktrunde mit einem Sieg optimal, was zur Folge hatte, dass er in Runde 2 gegen den einzigen IM im Feld, Yevhenii Yelisieiev vom SC Noris Tarrasch Nürnberg, antreten durfte. Dabei musste er sich dem favoristierten IM geschlagen geben. In Runde 3 verpasste er in taktisch unübersichtlicher Stellung einen weiteren Sieg. Nachdem er in Runde 5 im Niederbayern-Duell gegen Lukas Stöttner den Kürzeren zog, katapultierte er sich mit drei Siegen in den Runden 6 - 8 wieder nach vorne. Den möglichen Sprung auf einen der vorderen Plätze verpasste er in der Schlussrunde durch eine Niederlage gegen den dadurch mit 7/9 zum Vizemeister gewordenen Markus Albert vom SC Ansbach 1855. Mit insgesamt 5 Punkten aus 9 Runden belegte er Rang 8, womit er bereits für die nächste Auflage der bayerischen Schnellschach-Einzelmeisterschaft qualifiziert ist.
Bei Lukas Stöttner wechselten sich Sieg und Niederlage im Turnier am Anfang regelmäßig ab. Dabei feierte er u. a. Siege gegen die anderen Niederbayern-Vertreter Karl-Heinz Jergler (Runde 4) und Philipp Biedenkopf (Runde 5). Nach seinem Remis in Runde 7 ergab sich die kuriose Situation, dass er trotz 3,5/7 (=50 %) einen Spielfrei-Punkt erhielt. Dies war dem Umstand geschuldet, dass bei 19 Teilnehmern und 9 Runden fast die Hälfte aller Teilnehmer einmal aussetzen muss, und vor Runde 8 waren alle Spieler mit weniger als 50 % der Punkte bereits spielfrei, sodass es ihn als einen von vier möglichen mit spielfrei erwischte. In Runde 9 konnte er ebenfalls nochmal gewinnen, was ihn mit 5,5/9 auf Platz 5 spülte. Damit ist er für die deutsche Schnellschach-Einzelmeisterschaft qualifiziert, da der Turniersieger IM Yevhenii Yelisieiev nicht für die deutsche Meisterschaft spielberechtigt ist und der auf Rang 4 vorberechtigte FM Manfred Menacher bereits seinen Verzicht auf die Teilnahme - ausdrücklich zu Lukas Gunsten - erklärt hat, wofür Menacher an der Stelle ausdrücklich ein Dankeschön gebührt.
In den Schatten gestellt wurden aber alle Niederbayern von Moritz Stöttner. Nach einer Auftaktniederlage in Runde 1 bließ er zur Aufholjagd und verlor keine einzige Partie mehr. In den Runden 2 - 4 folgten drei Siege am Stück, in Runde 5 rang er dem späteren Vizemeister Markus Albert ein Remis ab, ebenso spielte er in Runde 6 Remis. Nach einem Sieg in Runde 7 schaffte er in Runde 8 mit Schwarz ein Remis gegen den späteren Einzelmeister, IM Yevhenii Yelisieiev. Stöttner sicherte sich im abgelehnten Damengambit mit Schwarz schon früh eine angenehmere Stellung. Nach guter Verteidigung des IM verflachte der kleine Vorteil jedoch und in ausgeglichener Stellung einigte man sich auf die Punkteteilung. In Runde 9 schaffte er schließlich noch einen Sieg gegen FM Manfred Menacher, ASV Burglengenfeld, der in den 90er und 2000er Jahren seinerseits in Niederbayern für den SV Deggendorf und den SC Pfarrkirchen spielte und 2008 niederbayerischer Schnellschach-Einzelmeister wurde. In schlechterer Stellung vermochte er den Spieß durch einen taktischen Schlag noch umzudrehen und verwertete im Endspiel zwei Leichtfiguren und zwei Mehrbauern gegen einen Turm zum Sieg. Dadurch erreichte er mit 6,5 Punkten aus 9 Partien den ungeteilten dritten Platz. Dies bedeutet auch die Qualifikation für die deutsche Schnellschach-Einzelmeisterschaft.

Fazit: Bei heißen Temperaturen - BSB-Präsident Peter Eberl erklärte, dass sich der BSB trotz hoher Energiepreise noch einen Heizkostenzuschuss gönne - war es ein tolles Turnier. Die Stimmung unter den Teilnehmern war sehr gelöst und gut. Die Lokalität, Verpflegung und Unterbringung sind empfehlenswert.
Ein Dank geht an Schiedsrichter Harald Koppen für die umsichtige Turnierleitung, an Simon Pernpeintner für die Ausschreibung des Turniers und an Peter Eberl für die Erledigung organisatorischer Belange aller Art vor Ort.
Alle Ergebnisse können auf der Homepage des BSB nachgesehen werden: Bayerischer Schachbund - Schnellschach-EM 2022
Zu beglückwünschen sind Philipp Biedenkopf und Lukas Stöttner, die mit den Plätzen 8 und 5 hervorragend abgeschnitten haben - weiter so!
Glückwünsche gehen auch an den Einzelmeister, IM Yevhenii Yelisieiev, und den Vizemeister Markus Albert.
Mein größter Glückwunsch geht natürlich - durch die Niederbayern-Brille betrachtet - an Moritz Stöttner für seinen hervorragenden 3. Platz. Einfach super und schön, dass Niederbayern solche jugendlichen und erfolgreichen Vertreter stellen kann. Ihm und seinem Bruder Lukas viel Glück und natürlich viel Erfolg schon jetzt für die deutsche Schnellschach-Einzelmeisterschaft! Niederbayern ist stolz auf euch!

Zum Abschluss noch ein paar Fotos aus dem Turnier:

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Ein Niederbayern-Duell in Runde 4: Weiß: Lukas Stöttner, Schwarz: Karl-Heinz Jergler

 

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Die vier "jungen" Niederbayern (von links nach rechts): Philipp Biedenkopf, Moritz Stöttner, Lukas Stöttner und Simon Staudinger

 

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Lukas Stöttner mit der Anerkennung für Platz 5

 

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Moritz Stöttner mit dem Pokal für Platz 3. Links: BSB-Präsident Peter Eberl, Rechts: Turnierleiter Harald Koppen

 

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Die Sieger der bayerischen Schnellschach-Einzelmeisterschaft 2022 (von links nach rechts): Markus Albert (2. Platz), IM Yevhenii Yelisieiev (Bayerischer Meister), Moritz Stöttner (3. Platz), Turnierleiter Harald Koppen

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